Ringvorlesung "Lügenpresse"
„Medienkritik als politischer Breitensport“

Der Kampfbegriff „Lügenpresse“ markiert seit einigen Jahren das Extrem eines Vertrauensverlusts, dem der Journalismus in Deutschland schleichend schon länger unterliegt. Den Medien wird von vielen nicht mehr zugetraut, die Bürger wahrheitsgetreu zu informieren. Sie stehen in Verdacht, heikle Informationen, z.B. über Moslems und Flüchtlinge, zu unterschlagen. Den Journalisten wird unterstellt, willfährige Sprachrohre der Regierenden zu sein. Manipulation und politische Kampagne sind weitere Reizworte.

Solche Urteile treffen insbesondere den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, aber auch die privatwirtschaftliche Presse. Der „Lügenpresse“-Diskurs wird vor allem im Netz geführt, er findet sich in Blogs und als affektgesteuerter Leserkommentar unter missliebigen Artikeln. Medienkritik hat sich zu einem politischen Breitensport entwickelt – was aber nicht bedeutet, dass es sportlich zuginge: Journalisten werden teils rabiat beschimpft und häufig sogar bedroht. Die Metapher von der Lügenpresse jedenfalls irritiert und provoziert, fordert heraus zu Klarstellungen über das Mediensystem und den Journalismus ebenso wie zu Reflexionen über die gesellschaftlichen Hintergründe solcher Radikalisierungen in Richtung eines dissozialen Diskurses und einer „incivility“.

In der Ringvorlesung mit dem Titel „Medienkritik als politischer Breitensport“ wollen Message-Herausgeber Volker Lilienthal und Irene Neverla vom Institut für Journalistik und Kommunikationswissenschaft der Universität Hamburg den Ursachen für die radikale Glaubwürdigkeitskrise, in der der Journalismus steckt, nachforschen und möglichst auch Antworten geben, was dagegen getan werden könnte – um die Akzeptanz von Journalismus als Institution gesellschaftlicher Selbstreflexion, als Frühwarnsystem, als kritische Instanz in einer freien Gesellschaft zu retten.

Die Vortragenden sind namhafte Journalisten sowie Wissenschaftler aus der Kommunikationswissenschaft und anderen sozial- und geisteswissenschaftlichen Fächern.

Message Online dokumentiert die Veranstaltungsreihe mit Texten und Videos.

Ringvorlesung "Lügenpresse"

„Lügenpresse“ – ein Kampfbegriff, nüchtern betrachtet

Das Vertrauen in die journalistische Berichterstattung geht in der heutigen Zeit, auch aufgrund der Globalisierung und der damit einhergehenden Masse an Berichten, immer häufiger verloren, sagt Prof. Dr. Irene Neverla zum Auftakt der "Lügenpresse"-Ringvorlesung. Sie fordert weitreichende Transparenz, eine Verbesserung der Fehlerkultur und mehr Diversität in den Redaktionen.
von Julia Choutka
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700 Besucher hörten „ZEIT“-Chefredakteur di Lorenzo

Es geht um Wahrheit, Lüge, Bullshit, um Trump und die AfD. Am 24. Oktober hat Giovanni di Lorenzo, der Chefredakteur der Wochenzeitung „Die Zeit“, einen Vortrag zum Streit um angebliche „Lügenpresse“ an der Universität Hamburg gehalten. Unter dem Titel „Nur Mut! Selbstbewusst und selbstkritisch gegen Propaganda und Verschwörungstheorien“ ermutigte Giovanni Di Lorenzo alle Bürger und Bürgerinnen, sich anhand von Fakten eine Menung zu bilden und dadurch populistischen Bewegungen entgegen zu wirken
von Mira Taylor
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Kritik der Unsichtbaren

Lügen-Vorwürfe gegen die Presse hat es schon immer gegeben. Medienhistorikerin Prof. Dr. Maria Löblich erklärt, unter welchen Bedingungen sie entstehen – und welche Folgen sie haben.
von Lisa Eißfeldt
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Vertrauen ist gut, Verständnis ist besser

Die Presse müsse ihre Aufgaben und Arbeitsabläufe, ihre Erfolge und Verfehlungen für das Publikum transparenter machen. Wenn die Rezipienten besser verstehen könnten, wie Journalismus in Deutschland funktioniert, sei auch die Wiederherstellung einer gesunden und gleichzeitig kritischen Beziehung zwischen Medienmachern und Publikum möglich. Es war der vierte Vortrag innerhalb der Ringvorlesung „Lügenpresse“, die das Institut für Journalistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Hamburg ausrichtet.
von Torben Steenbuck
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Medienkritik – Wenn Misstrauen zum Problem wird

Sinkt das Medienvertrauen der Deutschen? Prof. Dr. Carsten Reinemann sieht das nicht so. Warum, zeigte der Münchner Kommunikationswissenschaftler in seinem Vortrag bei der „Lügenpresse“-Ringvorlesung an der Uni Hamburg. Reinemann sagte jedoch auch, was Medien und Gesellschaft besorgen sollte.
von Leonard Kehnscherper
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Haller: Berichterstattung wies erhebliche Defizite auf

In der Flüchtlingskrise des Jahres 2015 haben Journalisten ihre öffentliche Aufgabe, Kritik und Kontrolle zu üben, teilweise verfehlt. So lautet ein Ergebnis einer noch unveröffentlichten Studie, die unter Leitung von Message-Gründer Michael Haller an der Hamburg Media School (HMS) entsteht. Die Leitmedien haben Michael Haller zufolge viel zu spät begonnen, auch über die Schwierigkeiten von Bundesregierung, Ländern und Verwaltung angesichts der hohen Zahl ankommender Flüchtlinge zu berichten. Stattdessen habe der Tenor der Medien auf einer optimistischen „Willkommenskultur“ gelegen, sagte Haller am 28. November im Rahmen der Ringvorlesung zum Reizthema „Lügenpresse“ an der Universität Hamburg.
von Ariane Butzke
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Gniffke: Tagesschau sollte mehr erklären und auf Etiketten verzichten

Die ARD-Tagesschau und -Tagesthemen sind die meistgesehenen deutschen Nachrichtensendungen. Gleichzeitig sind die Journalisten Adressaten von heftiger Kritik bis hin zu blankem Hass. Welche Konsequenzen die Redaktion daraus zieht, hat Chefredakteur Dr. Kai Gniffke im Rahmen der „Lügenpresse“-Ringvorlesung an der Uni Hamburg erklärt.
von Leonard Kehnscherper
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Brüggemann: „Die Berichterstattung über den Klimawandel ist polarisiert“

Kaum ein anderes Thema wird so kontrovers und emotional diskutiert wie der Klimawandel. Um der Debatte folgen zu können, sind die meisten Menschen auf Berichterstattung von Journalisten angewiesen. Doch welche Argumente transportieren die Medien? Und wie versuchen Wissenschaftler, Politiker und andere Institutionen ihre Ansichten in die öffentliche Debatte einzubringen? Diesen Fragen widmete sich der Kommunikationswissenschaftler Michael Brüggemann (Universität Hamburg) am 12. Dezember 2016 im Rahmen der Ringvorlesung zum Thema „Lügenpresse“ an der Universität Hamburg.
von Jan-Niklas Pries
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Wenn Journalistenhass tätlich wird

Es gibt Menschen, die bezeichnen die Medien in Deutschland pauschal als „Lügenpresse“. Und es gibt Menschen, die greifen Journalisten gezielt an. Wie das zusammenhängt, hat der Wissenschaftler und Journalist Martin Hoffmann erforscht.
von Jonathan Gruber
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Wenn Misstrauen in die Medien zum Problem für die Politik wird

„Verlorenes Vertrauen, verlorene Leser, verlorene Bürger?“ Dieser Frage ist Prof. Dr. Katharina Kleinen-von Königslöw am 9. Januar 2017 im Rahmen der Ringvorlesung „Lügenpresse“ an der Universität Hamburg nachgegangen. Die Kommunikationswissenschaftlerin verdeutlichte anhand eigener Studien, wie sich das Bürger-Vertrauen in die Medien entwickelt hat. Ihren Fokus legte die Referentin hierbei insbesondere auf die Konkurrenz von etablierten Nachrichtenmedien und sogenannten „new information intermediaries“, wie Suchmaschinen oder soziale Netzwerke in der angloamerikanischen Forschung genannt werden.
von Micha Lemme
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Brinkbäumer: Prinzipien für einen wahrhaftigen Journalismus

Wie können Journalisten dem Vorwurf „Lügenpresse“ begegnen und Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit aus dem Weg räumen? „Spiegel“-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer antwortete am 10. Januar im Rahmen der Ringvorlesung zum Thema an der Universität Hamburg mit Prinzipien für einen wahrhaftigen Journalismus.
von Jan-Niklas Pries
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Medienrecht-Experte: „Die Medien sind rechtlich der Wahrheit verpflichtet – nicht der Lüge“

Der Medienrechtler Tobias Gostomzyk hat in einem Vortrag an der Universität Hamburg dargelegt, wie aus juristischer Perspektive mit Lügenpressevorwürfen und Falschmeldungen umgegangen werden kann. Es war der dreizehnte Vortrag innerhalb der Ringvorlesung „Lügenpresse – Medienkritik als politischer Breitensport“, die das Institut für Journalistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Hamburg ausrichtet.
von Luisa Drees und Carolin Kampschulte
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Augstein: „Journalisten haben Grund, sich zu schämen“

„Ja, es gibt immer Grund zur Selbstkritik, aber es gibt auch Grund zur Scham.“ Diese Aussage von Jakob Augstein, Herausgeber und Chefredakteur von „der Freitag“, stand am Dienstagabend, 17. Januar 2017, im Mittelpunkt seines Vortrags an der Universität Hamburg. Augstein erläuterte, weshalb er vor allem den Journalismus und die Politik dafür verantwortlich macht, dass es zum Lügenpressevorwurf kommen konnte.
von Laura Bähr und Marie-Therese Hukker
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Prantl: Journalisten sind „Demokratiearbeiter“

Zum Abschluss der Ringvorlesung „Lügenpresse – Medienkritik als politischer Breitensport“ an der Universität Hamburg sprach am 30. Januar Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) und dort Ressortchef der Innenpolitik. Sein Thema: „Trotz alledem. Von der Ehrenrettung eines systemrelevanten Berufs“.
von Lisa Eißfeldt
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