#nr20 | Rechtsextremismus
Unermüdlich gegen Rechtsradikalismus
Der Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen geht an die Rechtsextremismus-Expert*innen Andrea Röpke, Julian Feldmann und Anton Maegerle
von Sharifa Braimah
Für ihre jahrelangen Recherchen im rechten Milieu zeichnet Netzwerk Recherche in diesem Jahr drei kenntnisreiche und hartnäckige Rechercheure aus. Für Andrea Röpke und Anton Maegerle ist es bereits die zweite Auszeichnung dieser Art. Schon 2007 waren beide (zusammen mit Thomas Kuban) mit einem Leuchtturm für ihre Aufdeckungen im „Dunkelfeld Rechtsextremismus“ geehrt worden. Für Julian Feldmann, vom Medium Magazin zum „Journalist des Jahres 2019“ gekürt, ist es der erste Leuchtturm.
Die Jury würdigte, dass sich „alle drei Preisträger*innen als Freie, also ohne den Schutz einer Redaktion, durch all diese Anfeindungen der rechten Szene nicht einschüchtern lassen und so uns allen immer wieder wichtige Einblicke in diese gefährliche Szene ermöglichen“.
Gut vernetzt
Als „unerschrockene Sachverständige im Sinne der Aufklärung“ bezeichnete Laudatorin Ilka Brecht (Frontal 21) die drei Fachjournalist*innen, die sich immer wieder aufs Neue in das gefährliche Milieu der rechten Szene begeben, auch wenn das Thema Rechtsextremismus in den Medien gerade nicht im Fokus steht. Von ihren detaillierten Kenntnissen über rechte Personen, Strukturen und Verflechtungen profitieren viele Redaktionen, die oft nur dann anklopfen, wenn der Rechtsextremismus die Schlagzeilen dominiert. Aktuell sei der Bedarf sehr groß, erklärte Röpke, die sich täglich mit szenekundigen Kolleg*innen austauscht. „Wir sind, und das finde ich wunderbar, sehr stark vernetzt“, sagte die Preisträgerin und betonte: „Dieser Austausch ist eminent wichtig“, um Netzwerke im Hintergrund nachvollziehen zu können. In den Archiven von Kollegen wie Anton Maegerle, der selbst nicht an der Verleihung teilnehmen konnte, lagerten viele Informationen über die Szene aus den vergangenen Jahren, die auch heute noch von Interesse sein könnten, ergänzte Feldmann.
Röpke betont, dass es in ihrer Arbeit nicht nur um die Aufdeckung rechter Umtriebe geht: „Wir wollen nicht nur verbrannte Erde hinterlassen, sondern auch helfen, dass was passiert, dass dort wirklich die Zivilgesellschaft in Gang kommt.“
Direkte Anfeindungen
Aufgrund ihrer Ausdauer und Hartnäckigkeit sind Röpke, Feldmann und Maegerle wiederholt ins Fadenkreuz von Rechtsextremist*innen geraten. Drohungen, Einschüchterungsversuche und gewaltsame Angriffe erleben sie in ihrem Berufsalltag immer wieder. Anton Maegerle arbeitet deshalb unter Pseudonym. Röpke und Feldmann hingegen haben sich entschieden, ihr Gesicht der Öffentlichkeit zu zeigen. Die so erlangte Bekanntheit innerhalb der rechten Szene „beeinflusst natürlich die eigene Arbeit“, sagte Feldmann, etwa durch „direkte Anfeindungen“ auf Kundgebungen und Demonstrationen.
Dass die drei Preisträger*innen trotzdem weiter standhaft sind und dranblieben, verdiene allerhöchste Anerkennung, sagte Laudatorin Brecht. Das Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro, das sich die drei Journalist*innen teilen, ist eigentlich zu wenig. Denn die Arbeit der drei ist unbezahlbar.
25. September 2020