Ehrung
Ehrenleuchtturm für „Hänschen“ Leyendecker

Der Preis würdigt das Lebenswerk von nr-Gründungsmitglied Hans Leyendecker. Ehrung von Armin Wolf als Zeichen der Ermutigung und Anerkennung für den ORF-Moderator.

von Malte Werner

Haltung und Hartnäckigkeit – dafür stehen Armin Wolf und Hans Leyendecker wie nur wenige andere Journalisten. Für ihre besonderen publizistischen Leistungen werden beide von netzwerk recherche mit dem Leuchtturmpreis bzw. einem Ehrenleuchtturm ausgezeichnet.

Der Leuchtturm-Preis als Ermutigung und Anerkennung für ORF-Moderator Armin Wolf und ein Ehrenleuchtturm für alles, was Hans Leyendecker in fünf Jahrzehnten im Journalismus geleistet hat. / Foto: Andreas Domma

Der Leuchtturm-Preis als Ermutigung und Anerkennung für ORF-Moderator Armin Wolf und ein Ehrenleuchtturm für alles, was Hans Leyendecker in fünf Jahrzehnten im Journalismus geleistet hat. / Foto: Andreas Domma

Die Beharrlichkeit, mit der sie ans Werk gehen, ist mehr als nur ihr Markenzeichen – sie ist die Grundlage ihrer journalistischen Arbeit. Bei Armin Wolf sind es seine bohrenden Nachfragen, mit denen er im ORF-Nachrichtenmagazin ZiB 2 ausweichende Antworten und hohlen Politsprech seiner Gesprächspartner entlarvt. Wolf sei dabei stets „höflich, aber er insistiert“, hob Laudatorin Franziska Augstein hervor.

„A bisserl mühsam“

Wolfs Interviewstil ruft immer wieder Kritik hervor. Nicht nur von österreichischen Politikern, die in seiner Sendung keine gute Figur abgeben. Auch Funktionäre seines Senders, die diesen Politikern nahestehen, gehen seit neuestem öffentlich auf ihn los. So stand jüngst der Vorwurf im Raum, Wolf zersetze die Demokratie und betreibe „destruktiven Journalismus“. Dementsprechend seien die vergangenen Monate „a bisserl mühsam“ gewesen, sagte der Preisträger. Umso mehr freue er sich über die Anerkennung aus Deutschland.

Der nr-Vorstand würdigt mit dem Preis aber nicht nur Wolfs Beitrag zur öffentlichen Meinungsbildung in Österreich, sondern auch sein unermüdliches Engagement in der Verständigung mit seinen Zuschauern. Drei bis vier Stunden verbringt der Große Kommunikator täglich auf Facebook und Twitter, beantwortet Kommentare bis spät in die Nacht. „Wenn mir jemand ernsthaft schreibt, nehme ich ihn ernst“, erklärt Wolf. Als Journalist beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk sieht er das als seine Pflicht an: „Ich arbeite für diese Leute.“ Für die nr-Vorsitzende Julia Stein „steht er in vorbildlicher Weise für Transparenz und Glaubwürdigkeit im Journalismus.“ Wolf leiste damit außerdem einen wertvollen Beitrag im Kampf gegen den Vertrauensverlust von Medien, sagte sie zur Begründung der Auszeichnung.

„Moralische Institution“

Gefragter Gesprächspartenr: der glühende BVB-Fan und Ehrenleuchtturm-Preisträger Hans Leyendecker. / Foto: Rohwedder

Gefragter Gesprächspartenr: der glühende BVB-Fan und Ehrenleuchtturm-Preisträger Hans Leyendecker. / Foto: Rohwedder

Für den zweiten Preisträger des Tages hatte sich die Jury etwas Besonderes einfallen lassen. Hans Leyendecker, selbst Gründungsmitglied von netzwerk recherche und bekennender Fan von Borussia Dortmund, erhielt seinen Ehrenleuchtturm aus den Händen von Hans-Joachim Watzke. Der BVB-Geschäftsführer nannte Leyendecker, der seit 2016 offiziell im Ruhestand ist, eine „moralische Instition“. Er habe das „tiefe Gefühl, dass er durch nichts und niemanden korrumpierbar ist“. Für seine journalistischen Glanzleistungen wie der Aufdeckung der Flick-Affäre, des Korruptionsskandals bei Siemens und der von Helmut Kohl angelegten „Schwarzen Kassen“ ist Leyendecker bereits vielfach ausgezeichnet worden. „Fast mehr Titel als der BVB“, scherzte Laudator Watzke.

Den Ehrenleuchtturm verleiht ihm netzwerk recherche in erster Linie für sein Beharren auf sauberem Handwerk sowie seine selbstkritische Haltung. In seiner 50-jährigen Karriere sei „Hänschen“, wie er von den Kollegen liebevoll genannt wird, zu einem Vorbild und einem Mentor für eine ganze Journalistengeneration geworden.

 

Leuchtturm
Seit 2002 vergibt netzwerk recherche den Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen. Er zeichnet außergewöhnliche Recherchen aus, die für den öffentlichen Diskurs von großer Bedeutung, aber bislang unbeachtet geblieben sind.

Preisträger der vergangenen Jahre:

2016: Can Dündar (Cumhuriyet)
2015: Ulrich Chaussy (BR)
2014: Bastian Obermayer und Uwe Ritzer (Süddeutsche Zeitung)
2013: Michael Obert und Moises Saman; Sonderpreis an Jochen Wagner
2012: René Wappler (Spremberger Rundschau) und Wolfgang Kaes (Bonner General-Anzeiger)
2011: Frankfurter Allgemeine Zeitung/ Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
2010: Dr. Heiner Geißler, Dr. Andreas Zielcke (Süddeutsche Zeitung) und Arno Luik (stern)
2009: Reporterpool des NDR
2008: Peter Merseburger
2007: Andrea Röpke, Anton Maegerle und Thomas Kuban
2006: Hajo Seppelt und das Team der Radiosendung „Hintergrund Politik“
2005: Ingolf Gritschneder und Georg Wellmann; Sonderpreis für Bildblog.de

13. Juni 2017