Pulitzer-Preis
Permanente Gewalt an Schulen

Ein Team aus Reportern, Rechercheuren und Datenjournalisten des Philadelphia Inquirer legte katastrophale Zustände an städtischen Schulen offen. Dafür erhielt die Zeitung den Pulitzerpreis.

Von Kristen Graham

Die Schlägereien begannen frühmorgens und dauerten den ganzen Schultag über an. Am 3. Dezember 2009 wurden mindestens dreißig Schüler der South Philadelphia High School angegriffen – weil sie Asiaten waren, erst kürzlich zugezogene Immigranten. Weil sie anders aussahen, anders sprachen und sich anders kleideten. Beamte des Schuldistrikts von Philadelphia spielten den Vorfall, der mehrere Teenager ins Krankenhaus brachte, zunächst herunter. Sie behaupteten, die Gewalt sei weniger geworden, die Situation an den problembelasteten großen öffentlichen Schulen der Innenstadt habe sich verbessert. Sie unterstellten, die Opfer würden das Ausmaß der Angriffe übertreiben.

Mein Spezialgebiet als Reporterin sind die öffentlichen Schulen von Philadelphia, daher schreibe ich oft über Gewalt. Aber dieser Fall war anders. Nicht nur deshalb, weil er landesweit Aufmerksamkeit erregte oder weil er drei verschiedene Behörden, darunter das Justizministerium, zu Untersuchungen und schließlich Änderungen ihrer Anweisungen veranlasste. Ich sprach mit betroffenen Schülern und war erschrocken, wie normal Gewalt für diese jungen Menschen war. Der 3. Dezember war sicher ein besonders schlimmer Tag, aber sie waren schon an einen ziemlich konstanten Level von Gewalt gewöhnt. Sie hassten das, hielten es aber für unvermeidlich. Das Lernen war dadurch beeinträchtigt. Die Schüler hatten Angst, zur Schule zu gehen, und das nicht nur an der South Philadelphia High School.

Fünfköpfiges Team nimmt Arbeit auf

Dass die Schulen in amerikanischen Stadtzentren viele Probleme haben und es dort gewalttätig zugeht, ist bekannt, aber ich glaube, keinem von uns war bewusst, wie ernst die Situation tatsächlich war. Von der Dringlichkeit des Themas bewegt, hatten wir einige Monate später die feste Zusage der Chefredaktion des Philadelphia Inquirer, für ein Jahr an einer investigativen Serie zu arbeiten und das wahre Ausmaß der Gewalt an den öffentlichen Schulen von Philadelphia untersuchen zu können. Mit mir zusammen arbeiteten die Reporterin Susan Snyder, die über die Innenstadtschulen berichtet hatte, bevor ich das übernahm, der Datenspezialist Dylan Purcell, Jeff Gammage, der mit mir an den Geschichten über die South Philadelphia High School gearbeitet hatte, und John Sullivan, ein Mitglied unseres Investigative Recherche-Teams.

30.000 Vorfälle in fünf Jahren

Das investigative Team arbeitet bei unserer Zeitung oft an solchen in die Tiefe gehenden Projekten wie diesem, das später den Titel »Assault on Learning« bekommen sollte. Anders als sonst aber waren hier sowohl das Rechercheteam wie auch die Reporter des Spezialgebiets vertreten. Das sollte unserer Arbeit besondere Stärke verleihen – Praxiswissen zum Thema verbunden mit der Erfahrung in gründlicher Recherche. …

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