Di Lorenzo & Guttenberg
Politiker, Plagiate und blumige Nähe

Message hat Journalisten aus der Schweiz, Großbritannien und Frankreich gefragt, ob in ihren Ländern ein Buchprojekt wie »Vorerst gescheitert« denkbar wäre.

von Cem Sey

Alan Rusbridger, Chefredakteur des Guardian, würdesich mit einem Buch wie »Vorerst gescheitert« nicht die Hände verbrennen. Der Grund dafür? – Die Mediengruppe, in der der Guardian erscheint, sieht ihre öffentliche Aufgabe wie folgt: »Anstatt Aktionäre oder Eigentümer profitieren zu lassen, werden die Gewinne von GMG in Journalismus reinvestiert. Dieser ist frei von politischen oder wirtschaftlichen Störungen zu halten und folgt einer Reihe von Werten von CP Scott, dem großen Chefredakteur des Manchester Guardian.Diese Werte sind: Ehrlichkeit, Reinheit, Mut, Fairness und ein Gefühl der Pflicht den Lesern und der Gesellschaft gegenüber.« Ein so umfangreiches Interview mit Guttenberg zu diesem Zeitpunkt und ohne Thematisierungszwang wäre diesen Grundsätzen zuwider gelaufen.Ähnlich hätten sich sicher auch die anderen britischen Qualitätsmedien The Daily Telegraph und der Independent entschieden. Auf diesem Niveau würde schwerlich jemand eine solche Nähe zu einem Politiker wie Guttenberg suchen, egal aus welcher Partei der auch kommt. Hätten wir einen ähnlichen Skandal wie den Betrug zu Guttenbergs unter britischen Politikern, hätte auch die Boulevard-Presse heftiger reagiert, als sie das in Deutschland getan hat. Ein Comeback nach so kurzer Zeit wäre unvorstellbar.

Jane Whyatt arbeitet als Radiojournalistin und Dozentin an der London Metropolitan University.

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