Editorial

Liebe Leserinnen, Liebe Leser
Volker Lilenthal

die französische Intervention in Mali hat ein altes Problem neu aufgeworfen: Was können wir wissen, wenn Militärs unabhängige Beobachter draußen zu halten versuchen? Wenig bis nichts kann als gesichert gelten. Überhaupt die von Politik und Medien allzu schnell angebotene Deutung: böse Islamisten in der Wüste, die Franzosen als Befreier, erleichterte Malier, die vor Fernsehkameras François Hollande huldigen. Zu einfach gedacht, zu idyllisch inszeniert?

Das war eine der Fragen, die wir internationalen Journalisten für den »Auftakt« gestellt haben. Im Titel-Schwerpunkt erfahren Sie mehr über die permanente journalistische Herausforderung, die Afrika bedeutet – immer wieder neu aus Anlass von Krisen und Kriegen, aber auch chronisch. Mein Kollege Lutz Mükke zeigt eine Leistungsschau des originär afrikanischen Recherchejournalismus – der von manchen Europäern immer noch überheblich bis geringschätzig behandelt wird. Der Politologe und Afrika-Experte Stefan Brüne seziert anhand der französischen Mali-Berichterstattung, wie sich journalistische Unabhängigkeit relativieren kann, wenn der eigene Staat kriegerisch engagiert ist.

Die freie Korrespondentin Bettina Rühl erzählt in einem Interview mit unserer Redakteurin Eva Boller, wie sie das schafft: in der Staaten- und Völkervielfalt, stets bei langen Reisedistanzen, den Überblick zu behalten. Und Martin Sturmer, Chef der Nachrichtenagentur afrika.info, schließt diesen Schwerpunkt mit einer klaren Forderung: Lasst Afrikaner über ihre eigenen Länder berichten, und zwar auch und gerade in den Medien der nördlichen Hemisphäre.

Die Türkei, die sich für Europa liberal gibt, tatsächlich aber ihre Medien immer stärker gängelt und kritische Journalisten hinter Gitter steckt – darüber berichten wir in einem weiteren Schwerpunkt, den unsere Redakteurin Filiz Erkal betreut hat. Nachhaltige Themensetzung ist Message wichtig. Deshalb geht es in diesem Heft weiter mit der überfälligen Debatte über digitalen Journalismus: was er kann – und was noch nicht.

Unser Webauftritt message-online.com wird derzeit überarbeitet. Nach und nach werden Sie dort neue und zusätzliche Inhalte finden, auch Videos aus der journalistischen Ausbildung an der Universität Hamburg. Und wenn Ihnen ein Message-Artikel gefallen hat, dann freuen wir uns, wenn Sie ihn über Facebook, Twitter oder Google+ weiterempfehlen.

Herzlichen Dank! Ihr

Volker Lilienthal

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