Kritik
Kein Einfluss auf die Meinungsbildung

Der dänische Medienexperte Henrik Kaufholz warnt vor Selbstüberschätzung von Journalisten

Von Martin Maibücher (Text, Interview, Schnitt) und Sonny Müller (Kamera)

Henrik Kaufholz, Chef vom Dienst bei der dänischen Tageszeitung Politiken, beobachtet seit über 40 Jahren den Europa-Journalismus in Dänemark. Auf der medienkritischen Europa-Tagung von Message in der Hamburg Media School vertrat der Journalist die fatalistische These: „Es ist ganz egal, wie wir in Dänemark über Europa berichten. Das Volk hört nicht hin.“

Dänemark hat ein gespaltenes Verhältnis zur Europäischen Union. Während das dänische Parlament, die Wirtshaft und ein großer Teil der Medien seit vielen Jahren positive Stimmung für die EU machen, bringen Volksabstimmungen zu EU-Fragen unterschiedliche Ergebnisse zu Tage. 1972 stimmte die Mehrheit der Dänen für den Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft, 20 Jahre später lehnten sie den Vertrag von Maastricht ab. Wieder sechs Jahre später entschied sich das dänische Volk für den Vertrag von Amsterdam, doch 2000 stimmte es gegen den Euro. Der dänische Journalist Henrik Kaufholz ist sich sicher, dass die Medien seines Landes nichts am Wankelmut der Bevölkerung ändern können.

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Auch in Schweden scheint die Bevölkerung nicht den Empfehlungen der heimischen Medien zu folgen. Die rechtspopulistische Partei Sverigedemokraterna (deutsch: Die Schwedendemokraten) wird in den schwedischen Leitmedien nicht thematisiert, Henrik Kaufholz sprach im Rahmen der Europa-Tagung sogar von einem „Boykott der Partei durch die Medien“. Dennoch erhalten die Nationalisten wachsenden Zuspruch in der Bevölkerung. Bei der Reichstagswahl 2010 erhielt die Partei 5,7 Prozent der Wählerstimmen und zog zum ersten Mal ins schwedische Parlament ein. Nach Ansicht von Henrik Kaufholz tragen die schwedischen Medien eine Mitschuld an diesem Trend.

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Trotz des geringen Einflusses der Medien auf die Meinungsbildung der Menschen begrüßt Henrik Kaufholz, Mitglied im Internationalen Beirat von Message, die Intensität der Debatten über Europa in den skandinavischen Ländern. Besonders in Dänemark fördere das gespaltene Meinungsbild der Bevölkerung über Europa diese Diskussionen. In Bezug auf die Informationsvielfalt sei man anderen Ländern sogar weit voraus. Für Kaufholz, der neun Jahre auch in Deutschland lebte, sind die EU-Kontroversen in der Bundesrepublik nur „Peanuts“.

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Erst ein weiterer Volksentscheid über EU-Themen in Dänemark wird zeigen, ob die Debatten zu einer einheitlicheren Haltung der Bevölkerung gegenüber Europa führen. Bis dahin bleibt die These von Henrik Kaufholz bestehen: „Das Volk hört nicht hin.“

Die Multimedia-Beiträge dieser Website wurden von Master-Studierenden der Universität Hamburg  in einer Journalistischen Projektwerkstatt unter Leitung von Prof. Dr. Volker Lilienthal erstellt. Kontakt: volker.lilienthal@wiso.uni-hamburg.de.
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18. Juni 2013

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