Verifikation
„Fake News“ den Kampf ansagen

Vorsätzlich lancierte Falschmeldungen waren 2016 auch in deutschen Redaktionen der Aufreger. Doch schon davor entlarvten Fact-Checker europaweit Falschmeldungen. Drei Beispiele, die durch ihre Herangehensweise und ihre Perspektive herausstechen:

von Marcel Nobis

  1. Medienkompetenz stärken

    Auf lokaler Ebene gelangten in den vergangenen drei Jahren, nicht zuletzt in Verbindung mit der Flüchtlingskrise, „Fake News“ in Umlauf. Als im baden-württembergischen Meßstetten 2014 die ersten Flüchtlinge aufgenommen wurden, sah sich der Zollern-Alb-Kurier mit Gerüchten und Falschmeldungen aus der Bevölkerung konfrontiert. Die Online-Redaktion der Zeitung begegnete dem Thema mit Transparenz. Sie suchte das Gespräch mit den Lesern, erklärte ihnen die Recherchewege eines Journalisten und gab Einblicke in den Redaktionsalltag. Mit Erfolg: Einige skeptische Leser begannen die Arbeit der Journalisten zu verstehen. Die Online-Redaktion beobachtete eine gesteigerte Medienkompetenz unter den Lesern, welche zu Themen nun unterschiedliche Quellen heranzogen, anstatt wie zuvor „Fake News“ aus dem Internet Glauben zu schenken.

  2. Wider die Propaganda

    Ukrainische Journalistik-Studenten und -Absolventen der Kyiv-Mohyla-School of Journalism gründeten 2014 die Website Stopfake.org. Sie beschäftigten sich zunächst mit „Fake News“ und Propaganda über die Ukraine, überwiegend aus russischen Medien. Mittlerweile umfasst das Projekt ein großes Informationsangebot über das Thema, aufbereitet in zehn Sprachen. Rund 25 Mitarbeiter dokumentieren – teils fest angestellt, teils ehrenamtlich – Falschmeldungen aus Zeitungen, dem Fernsehen und dem Internet. Präsentiert werden die Rechercheergebnisse online, im Radio und in einer monatlich erscheinenden Zeitung. Finanzielle Unterstützung erhielt das Projekt in der Vergangenheit durch internationale Regierungen und Stiftungen sowie Crowdfunding.

  3. Automatisiertes Fact-Checking

    Die französische Tageszeitung „Le Monde“ arbeitet mit derzeit 13 Redakteuren („Les Décodeurs“) an der Datenbank „Décodex“. Darin speichert das Team unter anderem Informationen zur Vertrauenswürdigkeit einer Internetquelle. Zusätzlich wurde eine Browsererweiterung entwickelt, die Internetnutzern beim Surfen anzeigt, wie vertrauenswürdig eine Quelle ist und wo oft „Fake News“ gepostet werden. Darüber hinaus arbeitet die Fact-Checking-Abteilung an einer Suchmaschine, die dem Nutzer Hintergrunddaten zu Themen liefert und somit falsche Angaben in „Fake News“ enttarnt.

15. Juni 2017