Die neue Mut-Melodie

Von Michael Haller

Hört auf mit dem Selbstmitleid – schaut, was ihr falsch macht, lernt und werdet besser! So tönte die Erkennungsmelodie, die das Reporter-Forum für seinen Workshop 2013 (am 13. Mai im Spiegel-Haus) intonierte. 35 Referenten, fast ausnahmslos berufserfahrene Journalisten, erzählten den rund 300 Zuhörern, »dass der Medienwandel zu besseren Zeitungen, klügeren Texten, interessanteren Magazinen führen« werde (Tagungsrückschau unter: http://www.reporter-forum.de/).

Können Journalisten den Journalisten ihre Funktion, ihre Geltung in der nachmodernen Gesellschaft vermitteln? Wissen Sie, wie in der Zivilgesellschaft öffentliche Diskurse in Gang zu halten sind? Wollen sie dialogisch denken und die Perspektive ihres Publikums verstehen? Kennen sie die handwerklichen Konsequenzen, wenn crossmedial in konvergenten Räumen thematisiert werden soll? Möchten sie das selbstgefällige »ich weiß schon wie« tatsächlich aufgeben zugunsten ehrlicher Lernbereitschaft?

Als beobachtender Medienwissenschaftler hat man es vergleichsweise leicht, Defizite aufzulisten und Forderungen daraus abzuleiten – im Unterschied zum Reporter X, der Ressortleiterin Y oder dem Freischreiber Z, die dazu neigen, ihre persönlichen Erfahrungen auf die ganze Gattung zu projizieren. Das Reporter-Forum kümmert sich in erster Linie um den Erzähljournalismus, und das ist auch gut so. Nur, daraus abzuleiten, dass einfach mehr und besser erzählt werden müsse (stellvertretend Timm Klotzek: »Wir müssen die Leute wieder begeistern!« ), das ist ungefähr so wirksam wie ein Sandsäckchen gegen den Hochwasser-Dammbruch. Auch die aus dem Frust geborene Idee, nun selbst das Verlagsgeschäft mit zu besorgen (Cordt Schnibben), dürfte die Medienkrise eher verschärfen denn mildern. Einige gaben eine harte Diagnose (Nikolaus Forster: »Wir machen schlechtes Handwerk und haben eine zynische Haltung«), ließen aber offen, wo und wie die Therapie einzusetzen hätte.

Trotzdem: Es war diese neue Mutmach-Melodie, die dem reich vertretenen Nachwuchs in den Ohren klingelte. Auch deshalb haben wir vier junge Journalisten eingeladen, aufzuschreiben, welche Folgerungen sie aus der Debatte des Reporter-Forums ziehen.

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