#nr15 Spezial | Gemeinnützigkeit
Journalist und Sozialarbeiter?

Journalismus auf dem Weg in die Gemeinnützigkeit – viele hohe Hürden, die aber überwunden werden können.

von Christina Hertel und Sofia Faltenbacher (beide DJS)

Nonprofit-Journalismus – kann es in Deutschland gar nicht geben, zumindest rechtlich nicht. Spenden an journalistische Projekte können nicht von der Steuer abgesetzt werden, anders als Spenden für Greenpeace oder die Caritas. Wer trotzdem als Journalist gemeinnützig arbeiten will, kann das nur durch Hintertüren. Denn Reportagen und Hintergrundberichte allein reichen nicht aus, es braucht weitere Dienste an der Gesellschaft.

Die Blogger von TopfvollGold schreiben eigentlich über Fehler der Regenbogenpresse. Seit wenigen Wochen sind sie gemeinnützig und wollen jetzt auch in Altenheime gehen. Denn: Leser der Klatschblätter sind meist weiblich und älter als 70 Jahre. Mit ihnen wollen die Blogger über falsche Behauptungen in den Zeitschriften reden. „Nicht mit erhobenem Zeigefinger, vielleicht bei einem Kaffeekränzchen“, sagt Moritz Tschermak, einer der beiden Gründer von TopfvollGold.

Der FDP-Abgeordnete Thomas Nückel hält schon gründliche Recherchen und Texte für einen Dienst an der Gesellschaft. Der Oppositionspolitiker will in Nordrhein-Westfalen durchsetzen, dass Journalismus auch ohne Zusatzprojekte gemeinnützig sein kann. Denn, so seine Überzeugung Journalisten wollten etwas bewegen, genau wie Nonprofit-Organisationen.

Tschermak kam die Idee für TopfvollGold im Supermarkt. „Diese vielen bunten Blätter – stumpfsinniger Mist unter dem Deckmantel des Journalismus. Da muss jemand hinschauen.“ Aber – damit man von der Bürokratie auf dem Weg zur Gemeinnützigkeit nicht entmutigt werde, müsse man für die Sache brennen. „Die vom Finanzamt können pingelig sein“, sagt Tschermak. Deshalb rät er: Leidenschaft mit Genauigkeit paaren und vor dem Termin beim Notar sicher sein, dass der Antrag auf Gemeinnützigkeit Chancen hat.

Aber kann man nach dem Okay des Finanzamtes auch Geld verdienen? Correctiv war Deutschlands erstes gemeinnütziges Recherchebüro. Es wird durch Stiftungen und Beiträge einiger hundert Mitglieder finanziert. „Ideal wäre natürlich ein komplett durch Mitglieder finanziertes Projekt, aber das gibt es kaum“, sagt Geschäftsführer Christoph Humborg. In diesem Jahr will er eine halbe Million Euro an Mitgliederbeiträge einnehmen. Das sei realistisch, sagt er. Humborg weiß jedoch auch: „Dass wir bald genauso groß sind wie öffentlich-rechtlicher und kommerzieller Journalismus, ist utopisch.“

6. Juli 2015