Editorial

Liebe Leserinnen, Liebe Leser
Michael Haller

Murdoch sagt es, Burda sagt es, Döpfner sagt es auch – und viele andere wiederholen es: Journalistische Leistungen kosten Geld, und diese Kosten lassen sich über Werbung (allein) nicht wieder einspielen. Manche Verleger blasen ihre Brust auf und sagen jetzt, dass Journalismus zu wertvoll sei, um ihn gratis zu verbreiten.

Es sind Einsichten, die erst dämmerten, als definitiv klar wurde, dass der Werbemarkt die Produktionskosten nicht refinanziert – weder im Pressemarkt (Sterben der Gratistageszeitungen) noch im Internet. Diese Erkenntnis gebar das Zauberwort »Paid Content«. Doch wie soll das funktionieren, solange es Medienunternehmen gibt, die Nachrichten gratis ins Netz stellen? Die wollen, dass die anderen Anbieter Geld verlangen, denn dann wandern die Nutzerströme zu ihnen.

Gibt es denn keinen Weg aus der vor zwei Jahrzehnten selbst gebauten Gratis-Falle? Vermutlich müssten alle Medienverleger per Kollektiv das Ende des kostenlosen Journalismus beschließen und so etwas wie die ZAW-Richtlinien auch fürs Internet entwickeln – eine Utopie schon deshalb, weil solche Beschlüsse mit dem Kartellrecht kollidieren. Manche Verleger wollen jetzt das Urheberrecht umschreiben, damit ihre Nachrichtenproduktion vor Google und Nachahmern geschützt ist – im Zeitalter der informationsoffenen Wissensgesellschaft ist das eine (im doppelten Sinne) irre Idee.

Also bleibt nur der sehr steinige und kostspielige Weg, den Journalismus so zu machen, dass ihn das Publikum als wertvoll erlebt und willens ist, für ihn auch zu bezahlen. Das ist zwar keine Utopie, aber gleichwohl nicht ganz realistisch, weil derzeit in vielen Verlagshäusern Qualität eher abgebaut und der Onlinejournalismus zum Dienstleister für die Werbekunden umfunktioniert wird – statt ihn zu stärken. Doch auch die Journalisten haben Qualitätsprobleme. Viele übersehen, dass im Internet andere Maßstäbe, andere Anforderungen und auch Standards gelten. Einfache Regeln wie die im Internet geforderte Quellentransparenz bereiten ihnen bereits Probleme.

Es gibt also Lernbedarf auf allen Seiten. Doch was genau soll wie gelernt werden, damit Internetjournalismus wertvoll wird? Der mit dieser brenzligen Frage hergestellte Zusammenhang zwischen Bezahljournalismus und Qualitätsjournalismus ist ein Themenschwerpunkt dieser Ausgabe.

Dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, unsere Berichte, Analysen und Debattenbeiträge zur Zukunft des Internetjournalismus und des »Paid Content« mit Gewinn lesen, dies hofft

Michael Haller

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