Räsonnement im Radio

Der Radiojournalismus hat es schwer – beim Publikum und in den Sendern. Programmpolitiker kolonisieren die Programmarbeit der Redaktionen. Aktueller Streitfall: WDR 3.

von Volker Lilienthal

Ambition – die erlebt man immer noch regelmäßig in der Presse, manchmal entdeckt man sie auch online und im Fernsehen. Doch beim Hörfunk ist das anders. Da registriert das Publikum die Verlässlichkeit der stündlichen Nachrichten, notiert auch den einen oder anderen Hintergrund- und Regionalbericht. Doch starke journalistische Ambition sähe anders aus.

Dabei gibt es sie, bei vielen Kollegen und in manchen Redaktionen. Die Frage ist nur, ob diese Ambition heute noch programmprägend werden kann. Vor einigen Jahren wurde eine »Renaissance des Worts« im Radio ausgerufen. Die Initiative »Fair Radio« (fair-radio.net) fordert seit 2010, die Glaubwürdigkeit des Mediums zurückzugewinnen, kritisiert Kommerzspielchen und Mogeleien auf dem Sender: Aufzeichnungen dürfen nicht als »live« verkauft werden, und vor allem: Recherche geht vor Sendung. Deutliche Zeichen einer Revitalisierung des Radiojournalismus lassen sich inzwischen durchaus beobachten. Ein Beispiel sind Reporterpools, die z.B. der NDR-Hörfunk eingerichtet hat (siehe Beitrag von Jürgen Webermann). Von den Darstellungsformen ist das radiophone Feature überaus lebendig, wie sich an zahlreichen Auszeichnungen zeigen ließe: eine Form mit starker »funkischer« Atmosphäre, aber auch ein Ort für kluge Problemanalyse und Kritik. Doch zahlreichen Erfahrungsberichten aus dem Inneren der Sender zufolge sind das nur Glanzlichter auf einem ansonsten öden Redaktionsalltag. Viele ambitionierte Kollegen fühlen sich entmutigt, weil ihre Ideen und Beiträge scheinbar nicht in die durchformatierten Programmraster passen. Durchformatiert wurde schon vor vielen Jahren – und immer mussten »das Publikum« und dessen angebliche Erwartungen als Begründung herhalten. …

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