Gerichtsberichterstattung
Von Suggestion und Subjektivität

Mit viel Schaum vor dem Mund attackierte Alice Schwarzer die Spiegel-Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen wegen einseitiger Berichterstattung. Ein Beitrag zur Versachlichung

von Uwe Krüger

Ende Februar schoss Emma, das Sturmgeschütz des Feminismus, eine 20-seitige Titelstrecke auf das Spiegel-Hochhaus an der Hamburger Brandstwiete ab. Genauer: auf das Büro von Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen. Die Anklage lautete: Friedrichsen torpediere die richterliche Unabhängigkeit und beeinflusse Urteile, ergreife vor allem in Fällen von Kindesmissbrauch einseitig Partei für die Angeklagten und diffamiere oder ignoriere die Opfer und die Zeugen der Anklage – insbesondere im Saarbrücker Pascal-Verfahren.

Was soll man als Journalismus-Magazin mit solchen Vorwürfen machen – über die man im Gerichtsreporter-Milieu hört, dass sie so falsch nicht seien, nur journalistisch unsauber vorgetragen? Soll man sie ignorieren, wie es die meisten Medien gemacht haben? (Lediglich Bild.de und die Saarbrücker Zeitung erwähnten den Emma-Titel.) Wir haben uns entschieden, Alice Schwarzers mit heißem Herzen niedergeschriebenen Vorwürfe zu versachlichen und soweit möglich zu überprüfen.

Aus Mangel an Beweisen

Zunächst zur Erinnerung der Fall Pascal im Schnelldurchlauf: Im September 2001 verschwand in Saarbrücken der fünfjährige Pascal. Von ihm fehlt bis heute jede Spur. 2002 kamen Ermittlungen ins Rollen, weil der kleine Kevin (Pseudonym) seiner Pflegemutter berichtete, in einer Kneipe namens »Tosa-Klause« vielfach vergewaltigt worden zu sein; auch sein Spielkamerad Pascal sei dort missbraucht worden. 13 Verdächtige wurden ermittelt, fünf von ihnen legten mehrfach Geständnisse ab, widerriefen aber zum Teil. Nach 148 Verhandlungstagen innerhalb von drei Jahren sprach im September 2007 das Landgericht Saarbrücken alle Angeklagten aus Mangel an Beweisen frei, der Bundesgerichtshof bestätigte Anfang 2009 das Urteil.

Schwarzers Vorwürfe im Einzelnen

  • Alice Schwarzer wirft Gisela Friedrichsen vor, die These zu vertreten, die Pflegemutter habe Kevin manipuliert und ihm den Missbrauch eingeredet. Die These im von Emma zitierten O-Ton Friedrichsen: »Denn die Pflegemutter hat ihrem Kind so lange Bilder Pascals gezeigt, bis ihr Sohn sagte, er sei mit Pascal befreundet gewesen; ja, er sei zusammen mit Pascal missbraucht worden« (aus einem Interview mit den Stuttgarter Nachrichten Online, 13.1.2009).
    Schwarzer weiter: »Sie hat jetzt auch noch ein Buch zu dem Fall Pascal veröffentlicht; ein rares Dokument der menschlichen Verantwortungslosigkeit, juristischen Borniertheit und journalistischen Unprofessionalität. Denn darin behauptet Friedrichsen nicht nur nochmals die sichere Unschuld der Angeklagten, sie schüttet auch erneut einen Kübel von Unterstellungen und Häme über der Pflegemutter aus und verfasst einen wahren Loreroman über die Angeklagte Christa W.«
  • Schwarzer wirft Friedrichsen vor, mit ihrer Parteinahme für die Angeklagten (nicht nur im Pascal-Fall, auch in den Fällen Monika Weimar 1986-99, des Pastors Klaus Geyer 1998 und des Beelitzer Serienmörders Wolfgang S. 1993) massiv auf die Gerichte Einfluss genommen zu haben – vor allem durch die Verteilung von Kopfnoten an die beteiligten Juristen in ihren Artikeln –, und spricht von der »Angst der Richter vor der Richterin der Richter«. Zitat Schwarzer über den Fall Weimar: »Das verunsicherte Provinzgericht in Fulda beugte sich dem Gottesurteil aus Hamburg.« Über den Fall Geyer: »Dass die Hasstat nicht selbstverständlich als Mord gewertet wurde (auf den lebenslänglich steht), war auch dem Einfluss der Berichterstattung von Friedrichsen zu verdanken.«
  • Im Emma-Interview mit Schwarzer sagt Kevins Pflegemutter Esther Fehrer: »Frau Friedrichsen war ja nicht oft da, vielleicht an knapp 30 Tagen von den 148. Aber wenn sie da war, dann veränderte sich die Atmosphäre im Gericht spürbar. Die Anwälte – allen voran Herr Teusch, der Anwalt der Hauptangeklagten Christa W., stellten noch provokantere Anträge und putzten die Zeugen noch härter runter als sonst, vor allem die Frauen. (…) Er (Teusch) tauschte ganz offen vielsagende Blicke und Informationen mit Frau Friedrichsen. (…)
    Sie hat noch nie auch nur versucht, mit mir zu sprechen. Sie hat noch nicht mal jemals Augenkontakt mit mir gehabt … Trotzdem hat sie über mich geschrieben, als würde sie mich ganz genau kennen. (…) Frau Friedrichsen war im Gerichtssaal öfter auch mal damit beschäftigt, ihre Lippen zu schminken und schien im Prozess überhaupt niemanden wahrzunehmen, sondern nur mit aller Macht ihre Version zu verfolgen. Und die lautete: Die Zeugenaussagen sind falsch, die vielfach wiederholten Geständnisse sind abgepresst worden – die Angeklagten sind unschuldig.«
  • Die heute 88-jährige Rechtspsychologin und ehemalige Gerichtsgutachterin Elisabeth Müller-Luckmann sagt im Emma-Interview mit Schwarzer: »Die mangelnden Selbstzweifel von Frau Friedrichsen sind wirklich bemerkenswert. (…) Sie scheint in jedem Fall die absolute Wahrheit zu kennen (…). Es ist ja auch so, dass Frau Friedrichsen (…) auch im Gerichtssaal während des laufenden Prozesses aus ihrer Meinung keinen Hehl macht: durch zustimmendes Gemurmel oder ablehnendes Kopfschütteln, durch Tuscheln mit Verteidigern etc.«
    Über das Pascal-Buch von Friedrichsen, das wegen einer einstweiligen Verfügung des Landgerichts Hamburg zurzeit nicht ausgeliefert wird, sagt sie: »Schockierend (…) scheint mir vor allem ihre ganz und gar distanzlose und unhinterfragte Identifikation mit der Hauptangeklagten Christa W. Sie schildert die subjektiven Darstellungen dieser Frau als objektive Tatsachen. Ich vermisse da nicht nur die Einsicht in die Möglichkeit der eigenen Fehlbarkeit. Es fehlt auch die professionelle Distanz.«

Keine Zweifel, nirgends

Paradox wirkt es auf jeden Fall, wenn Schwarzer Friedrichsen vorwirft, keine Zweifel zu kennen und ihre Wahrheit als absolut zu setzen: «Nur ein Mensch hat nie gezweifelt, nur einer wusste es von Anfang an, dass alle Angeklagten unschuldig sind: die Spiegel-Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen«. Ähnliches liest man auch von Schwarzer selbst, etwa in der Biografie von Bascha Mika. «Sie ist überhaupt nicht angekränkelt von Zweifeln«, sagt darin etwa Christina von Braun, ehemalige Schwarzer-Weggefährtin und heute Professorin für Kulturwissenschaft an der Berliner Humboldt-Universität.

Kurios auch der Vorwurf an Friedrichsen, »mit ihrem extrem subjektiven und suggestiven Auftreten und Schreiben viel angerichtet« zu haben und die Pflegemutter von Kevin zu verurteilen, ohne jemals versucht zu haben, mit ihr Kontakt aufzunehmen. Denn auch Schwarzers Attacke wirkt subjektiv und suggestiv. Weder hat sie versucht, ihre pauschalen Vorwürfe auf eine recherchierbare Ebene herunterzubrechen und zu überprüfen, noch hat sie Friedrichsen vor Veröffentlichung mit ihnen konfrontiert.

Schwarzer dazu auf Anfrage von Message: »Es gab für Emma keine Veranlassung, Frau Friedrichsen vorab mit unserer ja quasi ausschließlich auf ihren Veröffentlichungen basierenden Kritik zu konfrontieren.« Auf die Frage nach einer möglichen persönlichen Fehde mit Friedrichsen sagt sie: »Wir sind uns noch nie begegnet. Es geht ja hier auch nicht um eine persönliche Angelegenheit.«

Sicher ist die Emotionalität, mit der Schwarzer die Attacke reitet, auch mit dem sensiblen Thema Kindesmissbrauch zu erklären und damit, dass die verzweifelte, ihrerseits angegriffene Pflegemutter von Kevin Schwarzers Unterstützung erbeten hat. Und doch drängt sich auch die Frage auf: Misst sich die »Journalistin des Jahres 2005« (ein vom Medium Magazin verliehener Titel) da mit ihresgleichen, mit einer Konkurrentin, einer anderen starken Frau, einer anderen Alpha-Journalistin? Kämpft sie, wenn sie Friedrichsen angreift, auch gegen ihre eigenen Fehler?

Der Spiegel – allmächtig?

Was kann in der Emma-Geschichte an Substanz herausgefiltert und überprüft werden? Die These von der Macht des Spiegel über die Richter – sie ist kaum zu überprüfen, muss These bleiben. Sie wirkt allerdings etwas antiquiert angesichts der Tatsache, dass der Spiegel seit den 90er Jahren seine Sonderstellung als unangefochtenes Leitmedium der Republik eingebüßt hat.

Dass im Pascal-Fall das Saarbrücker Schwurgericht und der BGH sich nach Friedrichsens Willen gerichtet hätten – das hält von den 14 aktiven und ehemaligen Gerichtsreportern, die Message für diesen Beitrag befragt hat, für plausibel; mancher fügt hinzu, dass Deutschlands Richter vor dem Spiegel unter Rudolf Augstein und vor Friedrichsen-Vorgänger Gerhard Mauz deutlich mehr gezittert hätten.

Zwischenrufe und Schenkelklopfer

Andere Vorwürfe aus der Emma-Titelgeschichte sind einer Überprüfungsrecherche eher zugänglich. Wie verhielt sich Friedrichsen im Gerichtssaal? Hat sie sich in den Prozess eingemischt? War eine anrüchige Nähe zu den Verteidigern zu beobachten?

Der Gerichtsreporter der Süddeutschen Zeitung, Hans Holzhaider, erinnert sich: »Natürlich gab es Blicke zwischen ihr und Verteidigern, mit denen sie zu tun hatte. Aber das ist normal, das ist bei mir genauso.« Ein anderer Reporter, der nicht namentlich genannt werden möchte, sagt: »Klar war eine Nähe zu Verteidigern spürbar, mit denen sie gesprochen hat, aber das ist ja nicht anrüchig – irgendwoher muss man ja seine Akten bekommen.«
Ähnlich wie Kevins Pflegemutter in Emma, so klagt auch die Opferanwältin von Kevin, Claudia Willger-Lambert gegenüber Message, dass Friedrichsen nie mit ihr gesprochen habe, »ausschließlich mit Verteidigern. An uns hat sie demonstrativ vorbeigeschaut.« Mit Verteidigern habe sie sie auch im Restaurant gesehen. »Und einmal in der Cafeteria während einer Verhandlungspause, die die Verteidiger nach einem Richterbeschluss extra beantragt hatten, um über einen Befangenheitsantrag zu beraten.«

Wenn Kevins Pflegemutter im Zeugenstand war, habe Friedrichsen laut Willger-Lambert »minutenlang mit dem Kopf geschüttelt, sich empört auf den Schoß geklatscht und gezischelt.« Ein weiterer Gerichtsreporter wunderte sich, als Friedrichsen hinter ihm auf der Pressebank eine Bemerkung des Richters mit einem empörten »Unglaublich« kommentierte.

Auskunftsperson für Verteidiger

»Das ist sicher richtig«, sagt Gisela Friedrichsen gegenüber Message zu den Beobachtungen über ihre Emotionalität, und erklärt: »Das war so unglaublich, was Frau Fehrer da vorgetragen hat, mit dieser Selbstherrlichkeit, ohne jeden Selbstzweifel! Ich habe mir manchmal gedacht: Wieso nimmt der niemand das Kind weg?« Sie habe selbst Kinder aufgezogen, »und wenn man dann sieht, wie ein anderes Kind derart malträtiert wird!«

Über die Nähe zu Verteidigern sagt sie: »Mit wem ich spreche, entscheide ich immer noch selbst. Und auch wenn ich mit einem Verteidiger Kaffee trinken gehe, heißt das nicht, dass ich dessen Meinung teile. Mein Bild mache ich mir schon selbst.«

Es sei bei diesen Kontakten auch keineswegs darum gegangen, Akten oder Protokolle zu bekommen. Eher umgekehrt: Friedrichsen sei selbst »Auskunftsperson« gewesen und habe »Informationsweitergabe bezüglich der Problematik, die mir hier ins Auge zu springen schien«, betrieben.

Sie erläutert: »Es stand diese Suggestibilitätsproblematik im Raum, dass Kevin von der Pflegemutter sehr suggestiv beeinflusst wurde. Und diese Verteidiger in Saarbrücken wussten nicht, wer Herr Steller ist, wer Herr Köhnken ist (renommierte Rechtspsychologen – d. Red.) und so weiter, die hatten von dieser Thematik herzlich wenig Ahnung und haben mich immer gefragt, was es denn da für Literatur gibt oder bei wem man sich Rat holen könnte.« Sie habe ihnen auch mal »ein paar Artikel von mir gegeben über den Montessori-Prozess und die Mainzer Prozesse, um denen zu zeigen, dass da sehr viele Parallelen gewesen sind.«

In ihrem Pascal-Buch beschreibt Friedrichsen, wie am 13. Verhandlungstag der Verteidiger Teusch beantragt, den Rechtspsychologen Max Steller mit der Prüfung der Glaubhaftigkeit von Kevins Angaben zu beauftragen. »Dazu zitiert Teusch einige Passagen zum Thema Suggestion und Suggestibilität aus Arbeiten des Berliner Psychologen. Einige Mitverteidiger machen große Augen. Sie kennen Steller nicht (…).« (S. 168) Hier scheint die Autorin der Realität auf die Sprünge geholfen zu haben.

Spurensuche im journalistischen Werk

Gibt es in Friedrichsens Artikeln oder im Buch zum Pascal-Fall Belege für Schwarzers Thesen von parteilicher Berichterstattung?
Friedrichsen ist nach ihrer Begleitung der Prozesse gegen einen MontessoriKindergärtner (1992–1995) und mehrere Wormser Familien (1994–1997), die mit Freisprüchen endeten, sicher mehr als viele Reporterkollegen sensibilisiert für »Justizkatastrophen im Namen des Kinderschutzes« (Spiegel 10.9.2007). Problematisch wird es allerdings, wenn sie sich in ihrem Pascal-Buch restlos überzeugt gibt, dass keiner der Angeklagten irgendetwas mit Mord oder Missbrauch zu tun hatte. Dort kritisiert sie »die blinde Entschlossenheit jener, die um jeden Preis eine Verurteilung erzwingen wollten, wo es nichts zu verurteilen gab.« (S. 12) Woher weiß sie das?

Lieber wäre es ihr gewesen, der Fall wäre nie vor Gericht gekommen: »Die Schäden, die der Prozess angerichtet hat, sind exorbitant. Einige Angeklagte saßen über dreieinhalb Jahre in U-Haft, das ist verlorene Lebenszeit.« (Spiegel 10.9.2007) Kevin habe durch die Befragungen ein »Martyrium« erlitten, eine »Gehirnwäsche«: »Was hier (wieder einmal) mit einem wehrlosen Kind veranstaltet wurde (und wofür viel Geld ausgegeben wird monatlich), es schreit zum Himmel. (…) Ohne sie (die Pflegemutter – d. Red.) wären dem Saarland Millionen Euro an Prozesskosten erspart geblieben.« (ebd.)

Gefühlskalt und übereifrig

Ihre Abneigung gegen die Pflegemutter arbeitet Friedrichsen im Buch deutlich heraus: Diese spricht »abfällig« (S. 70) und »tadelnd« (S. 71) über Kevin und tut »alles, um Andrea (seine leibliche Mutter – d. Red.) aus seinem Gedächtnis zu löschen« (S. 72).

Friedrichsen weiß über ihr Innenleben gut Bescheid: »Der Junge geht ihr auf die Nerven. Er ist ihr unheimlich. Was hat er noch an ekelhaften Dingen im Kopf?« (S. 89) Als der kleine Kevin bei ihren Befragungen weint und schreit, fährt sie »um so eifriger fort mit den abendlichen Gesprächssitzungen« (S. 78). Auch später »macht die Pflegemutter unverdrossen weiter« (S. 97).

So wirkt ihr Handeln gefühlskalt und bleibt unverständlich. Ein menschlicheres Bild – inklusive der emotionalen Belastung, die sie und ihre Familie durch den Fall seit Jahren trägt – zeichnen die Interviews mit ihr in Emma und dem anderen Pascal-Buch, geschrieben von Dieter Gräbner, dem ehemaligen Lokalchef der Saarbrücker Zeitung.

Kein Konjunktiv, keine Fragezeichen

Dagegen reißt Friedrichsen sämtliche Mauern zwischen dem Leser und der Hauptangeklagten Christa W. ein. Deren Lebens- und Leidensgeschichte und ihr selbstloses Engagement für Ausgestoßene, die sie bei sich wohnen lässt, präsentiert sie auf 37 Seiten gleich zu Beginn, gefühlvoll und im Indikativ.

Kundige Leser schütteln da den Kopf: »Christa W. zu einer Mutter Theresa zu machen, finde ich unmöglich«, sagt Thomas Gerber vom Saarländischen Rundfunk, der den Prozess ebenfalls beobachtet hat. »Sie hat die Leute auch aufgenommen, um abzukassieren. Die haben ihr Wohngeld an sie bezahlt und den Rest der Sozialhilfe in ihrer Kneipe versoffen.«

Mehr Skepsis gegenüber Christa W.s Erzählungen und distanzierender Konjunktiv hätten Friedrichsens Buch gut getan – aber dann wäre ihre These, dass an den Anschuldigungen definitiv nichts dran ist, womöglich nicht durchzuhalten gewesen. So ist sie in dieselbe Falle getappt wie ihre Kritikerin Alice Schwarzer: Hingerissen von ihren Gefühlen, will sie mit fragwürdigen journalistischen Mitteln ihre Leser überzeugen, dass sie im Besitz der absoluten Wahrheit ist.

Und so gilt das, was Gisela Friedrichsen in dem neuerschienenen Interview-Buch »Skandal! – Die Macht öffentlicher Empörung« über die vorverurteilende Berichterstattung vieler anderer Gerichtsreporter sagt, mit umgekehrten Vorzeichen auch für sie selbst: »Journalisten benutzen bei der Schilderung des mutmaßlichen Tathergangs keinen Konjunktiv mehr und keine Fragezeichen am Ende ihrer Sätze.«

LiteraturGisela Friedrichsen: Im Zweifel gegen die Angeklagten. Der Fall Pascal – Geschichte eines Skandals. DVA, München und Spiegel-Verlag, Hamburg 2008

Dieter Gräbner: Pascal – Anatomie eines ungeklärten Falles. Gollenstein, Merzig 2008

Jens Bergmann/Bernhard Pörksen: Skandal! Die Macht öffentlicher Empörung. Halem, Köln 2009 (darin ein Interview mit Gisela Friedrichsen)

Bascha Mika: Alice Schwarzer. Eine kritische Biografie. Rowohlt, Reinbek 1998

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